Podiumsdiskussion mit Wissenschaftsministerin
Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner war am 27. November 2025 auf Einladung der Tiroler Hochschulkonferenz (THK) in Innsbruck, um mit Vertreter:innen der Tiroler Hochschulen und Studierenden über Rolle und Verantwortung der Hochschulen für den Wissenschaftsstandort, die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und damit die Festigung der Demokratie im gemeinsamen Europa zu sprechen.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der Tiroler Hochschulkonferenz PH Tirol-Rektorin Regine Mathies, Uni-Rektorin Veronika Sexl und Landesrätin Cornelia Hagele unterstrich Wissenschaftsministerin Holzleitner in ihrem Impulsvortrag den Zusammenhang von Wissenschaftsfreiheit und Demokratie: Freie Universitäten bedeuten eine starke Demokratie und umgekehrt. Die Wissenschaftsministerin verwies darauf, dass Demokratien derzeit allerdings unter Druck geraten, wie sich nicht zuletzt in den USA zeigt. Wissenschaftsfeindlichkeit nimmt weltweit zu, ebenso autoritäre Regime und Polarisierung. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in Demokratie und Wissenschaft. „Die Wissenschaft braucht Schutz vor politischer Einflussnahme“, so die Bundesministerin. Es sei ein Auftrag an uns alle, denn eine lebendige Wissenschaft stärkt die Widerstandsfähigkeit der Demokratie. Abschließend präsentierte die Wissenschaftsministerin die Ansätze einer künftigen Hochschulstrategie, in deren Zentrum: Hochschulen als aktive Gestaltungskräfte, als Orte der Neugier und des kritischen Denkens, die Antworten auf entscheidende Zukunftsfragen finden.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von Siegfried Walch (MCI), sprachen PH Tirol-Rektorin Regine Mathies, Uni-Rektorin Veronika Sexl, FH-Kufstein-Rektor Mario Döller sowie die Vorsitzenden der Österreichischen Hochschüler:innenschaft Julian Herb (Universität Innsbruck), Melih Öner (Medizinuni) und Julian Pfurtscheller (MCI) mit Eva-Maria Holzleitner über die Verantwortung der Hochschulen in diesem Zusammenhang. Thematisiert wurden der Umgang mit Sicherheitsrisiken durch Forschungsthemen in einer Zeit geopolitischer Konflikte, die Notwendigkeit von Forschungskooperationen auf globaler, nationaler und regionaler Ebene und die große Bedeutung von Diversität als Grundlage von Kreativität in Forschung und Lehre. Desinteresse an und mangelndes Vertrauen in die Wissenschaft waren zentrale Themen in der Publikumsdiskussion.
Abschließend formulierten die Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion ein Zukunftsszenario zur Wissenschaftsfreiheit als News-Headline. „Divers, offen, erfolgreich. Wissenschaft floriert nicht nur in Österreich, sondern global“, so Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner.
Bei Brezen und Getränken klang der Abend in angeregter Gesprächsatmosphäre aus.
Statements:
PH Tirol-Rektorin und Vorsitzende der Tiroler Hochschulkonferenz Regine Mathies: „Hochschulen haben die Aufgabe, Räume zu öffnen für differenzierte Diskurse, für systematischen Zweifel als Motor des Fortschritts, für Kritik und Disput. Die öffentliche Debatte um Wissenschaftsfreiheit orientiert sich häufig an einer antagonistischen Rhetorik, die auf der Gegenüberstellung von Freund und Feind beruht. Gerade die Tatsache, dass wir heute einen Raum für Diskussion und Verständigung, für einen Pluralismus der Meinungen, für eine differenzierte Debatte finden, ist eine notwendige Bedingung für Wissenschaftsfreiheit, für die wir uns als Tiroler Hochschulen jeden Tag aufs Neue einsetzen. Eine freie Wissenschaft fördert die Kritikfähigkeit der nächsten Generation und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.“
Uni-Rektorin und Stellvertretene Vorsitzende der Tiroler Hochschulkonferenz Veronika Sexl: „Wissenschaft und Forschung sowie die damit verbundene Lehre sind nur dort erfolgreich, wo es freie Denkräume gibt und die Möglichkeiten, sich grenzenlos auszutauschen. Wissenschaft ist ein Prozess und die Erkenntnisse sind Momentaufnahmen, die sich permanent und im weltweiten Austausch weiterentwickeln und im offenen Dialog mit den Menschen vermittelt werden müssen. Es zeigt sich immer wieder, dass diese notwendige Freiheit von Forschung und Lehre am besten in demokratischen und diversen Strukturen gegeben ist und dort daher auch Innovation und Fortschritt entsteht. Leider geraten diese Grundpfeiler unserer Gesellschaft derzeit immer stärker unter Druck. Die Beispiele in den USA aber auch in verschiedenen europäischen Ländern zeigen deutlich, wie schnell eine liberale Struktur ins Wanken gebracht werden kann. Daher ist es nicht zuletzt für uns Universitäten extrem wichtig, für diese Demokratie und unsere liberale Gesellschaft in Europa zu kämpfen.“
FH-Kufstein-Tirol-Rektor und Stellvertretender Vorsitzender der Tiroler Hochschulkonferenz Mario Döller: „Wissenschaftsfreiheit ist eine zentrale Grundlage innovativer und verantwortungsvoller Forschung an Fachhochschulen. Als Hochschulen für angewandte Wissenschaften verbinden wir wissenschaftliche Unabhängigkeit mit einer starken, praxisorientierten Vernetzung zur Wirtschaft. Diese Kooperationen ermöglichen es, relevante Fragestellungen aufzugreifen und Lösungen mit direktem gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Nutzen zu entwickeln. Gleichzeitig achten wir strikt darauf, dass Forschungsfragen, Methoden und Ergebnisse nicht durch externe Interessen beeinflusst werden. Unsere besondere Rolle liegt darin, wissenschaftliche Freiheit mit praxisnaher Innovation zu verbinden und so einen nachhaltigen Beitrag zum Fortschritt von Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten.”
Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich Eva-Maria Holzleitner: „Wissenschaftsfreiheit ist kein abstrakter Wert, sondern das Fundament einer lebendigen Demokratie. Autoritäre Regime fürchten Universitäten nicht zufällig: Sie sind Orte, an denen Autoritäten hinterfragt, Fakten geprüft und neue Wege gedacht werden. Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung schützt daher nicht nur unsere Demokratie, sie stärkt auch all jene, die mit ihrer täglichen Arbeit sozialen Fortschritt möglich machen. Genau deshalb verteidigen wir diese Freiheit in Europa entschlossen.“
Bildungslandesrätin Cornelia Hagele: „Ohne die Freiheit der Wissenschaft gibt es keine Demokratie – denn sie bewahrt kritisches Denken und ermöglicht gesellschaftlichen Fortschritt. Weltweit erleben wir wachsende Unsicherheit und Einschüchterungsversuche gegenüber Forschenden. Umso wichtiger ist es, dass wir in Tirol ein Umfeld sichern, in dem unsere Hochschulen ihre Schwerpunkte uneingeschränkt selbst wählen können. Gleichzeitig setzen wir als Land Tirol bewusst Forschungsimpulse – etwa mit der Tiroler Wissenschaftsförderung oder eigenen Programmen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. So stärken wir den heimischen Standort und schaffen Chancen, auch künftig die besten Köpfe der Welt für Tirol zu gewinnen.“