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Zum 8. März: Drei Wissenschaftlerinnen im Portrait

Zum 8. März: Drei Wissenschaftlerinnen im Portrait

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PH Tirol/Roner
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Die Repräsentation von Frauen in der Wissenschaft prägt das gesellschaftliche Frauenbild. Weibliche Vorbilder stärken Mädchen und junge Frauen in der Entfaltung ihrer Potenziale. Mit einem Frauenanteil von 56 Prozent bei HS-Professuren und 55 Prozent bei forschenden Mitarbeiter:innen ist diese Vorbildwirkung an der PH Tirol für Schüler:innen, Studierende und Mitarbeiter:innen stark gegeben. Zum 8. März, dem Internationalen Frauentag, werden stellvertretend für die weibliche Forschungscommunity der PH Tirol drei forschende Mitarbeiterinnen vorgestellt: Sportwissenschaftlerin Katharina Wirnitzer, Psychologin Silvia Pixner und Sprachwissenschaftlerin Kerstin Walz.

HS-Prof.in Mag.a Dr.in Regine Mathies, BEd freut sich über die herausragenden Leistungen der Forscherinnen und Forscher der Hochschule und gratuliert zum Internationalen Frauentag ganz besonders den Frauen in Bildung und Wissenschaft: „Als zentrales Handlungsfeld soll Diversität aktiv, differenziert, theoriegeleitet und praxisorientiert in allen Bereichen unserer Arbeit gelebt und gestaltet werden. Der hohe Frauenanteil an der Pädagogischen Hochschule Tirol, insbesondere in der Forschung, hat Vorbildwirkung für unsere Schüler:innen, Studierenden und Mitarbeiter:innen. Mit unserem Kernauftrag, die Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie die Schulentwicklung professionsorientiert und wissenschaftsfundiert zu gestalten, ist Forschung für die Pädagogische Hochschule von essentieller Bedeutung. Wir sind sehr stolz auf die hervorragenden Leistungen unserer Forscherinnen und Forscher im Haus, und setzen uns aktiv für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein. Am Frauentag, dem 8. März, gilt unser Dank ganz besonders den weiblichen Vertreterinnen in Wissenschaft, Lehre und Verwaltung, aber auch an den Schulen und in allen bildungsverantwortlichen Bereichen der Gesellschaft.“  

Sportwissenschaftlerin HS-Prof. Dr. Katharina Wirnitzer, BEd
Die Sportwissenschaftlerin Katharina Wirnitzer hat seit Anfang 2024 die Professur für Sportpädagogik/Sportdidaktik mit Schwerpunkt Public Health an der Pädagogischen Hochschule Tirol inne. Im Fokus dieses tirolweit einzigartigen Forschungsbereichs steht die Förderung des gesunden Aufwachsens von Kindern, Jugendlichen und Studierenden im schulischen und hochschulischen Bildungskontext durch die Schlüsselfaktoren Bewegung und Ernährung. Zwei laufende, interdisziplinäre Projekte unter der Leitung Wirnitzers, die Schulstudie „From Science 2 School“ und die Untersuchung von Studierenden im Projekt „Nachhaltig gesund“, gehen erstmals dem Gesundheitsverhalten österreichischer Schüler:innen und Studierender nach, und zwar differenziert nach Ernährungsformen – Mischkost, vegetarisch, vegan – eine Differenzierung, die neu, aber zentral ist für ein umfassendes Verständnis von Einflussfaktoren eines gesundheitsrelevanten Lebensstils. Die Stichprobe der österreichweiten Schulstudie ist vergleichbar mit jener der österreichischen „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) study“ der WHO.
Darüber hinaus leitet die Sportwissenschaftlerin Europas größte Laufstudie, die „NURMI-Studie“, die den Zusammenhang zwischen Ernährung und Leistungssport untersucht. Hierzu hat Katharina Wirnitzer bereits 25 Fachartikel publiziert. Im Rahmen der Lehrer:innenbildung West lehrt und forscht die Sportwissenschaftlerin an der PH Tirol, an der LFU Innsbruck sowie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das Land Tirol hebt die Leistungen von Katharina Wirnitzer zum “Tag der Frauen in der Wissenschaft 2024” besonders hervor.

Sportwissenschaftlerin HS-Prof. Dr. Katharina Wirnitzer, BEd: „Mit beiden Forschungsprojekten – der Schulstudie „From Science 2 School“ und der Universitäts- und Hochschulstudie „Nachhaltig gesund“ – soll ein wesentlicher Beitrag zur derzeit sehr begrenzten Datenlage für Erwachsene zu aktuellen Ernährungstrends, v.a. aber völlig fehlender Informationen bzgl. Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren geleistet werden. Einerseits wird damit der epidemiologisch-didaktischen Erkenntnisstand erweitert, andererseits auch das schulische Bewegungs- und Ernährungsangebot zur Gesundheitsförderung weiterentwickelt, um konkrete Maßnahmen und mögliche Handlungsoptionen empfehlen zu können“.  Persönliche Seite Katharina Wirnitzer


Psychologin Univ.-Doz. Mag. Dr. Silvia Pixner
Die habilitierte Psychologin Silvia Pixner hat an der PH Tirol die HS-Professur für Inklusive Pädagogik und leitet seit 1. März 2024 die Fachstelle für Gender-, Diversitätskompetenz & Inklusion der PH Tirol. Seit fast 25 Jahren begleitet sie in unterschiedlichen Funktionen Kinder mit besonderen Bedürfnissen im Schulsystem. Nach ihrer Promotion an der Uni Salzburg wechselte Pixner nach Tirol, wo sie nach wenigen Monaten an der UMIT in Hall das Zentrum für Lernen und Lernstörungen eröffnet hatte. Dieses einzigartige Konzept im deutschsprachigen Raum nützte effektiv die Synergien und die gebündelte Kompetenz aus Forschung, Lehre und Praxis.
Der Forschungsschwerpunkt von Silvia Pixner fokussiert die Frage, wie Lernprozesse bei Kindern mit besonderen Bedürfnissen nachvollziehbar gemacht und diese damit bestmöglich unterstützt werden können. Dabei leistet sie Grundlagenforschung, widmet sich aber ebenso spezifischen anwendungsorientierten Forschungsfragen, wie zum Beispiel der Entwicklung und Evaluierung von Fördermethoden.
Silvia Pixner ist international und national bestens vernetzt, neben vielfältigen Kooperationen mit Wissenschaftler:innen arbeitet sie mit verschiedensten Hochschulen, Facheinrichtungen, Akteur:innen im Feld – u.a. Berufsverbänden, Schulleiter:innen, Lehrkräften und Eltern – zusammen.

Psychologin Univ.-Doz. Mag. Dr. Silvia Pixner: „In meinen Forschungsarbeiten im Bereich des Lernens und der Lernstörungen untersuche ich ein breites Altersspektrum – von Kindergartenkindern bis hin zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei geht es mit vor allem um Fragen über die Entwicklung des numerischen Verständnisses, Erfassung der Schwierigkeiten in der Schuleingangsphase und gezielte Förderansätze. So habe ich in einer großangelegten sprachvergleichenden Längsschnittstudie den spezifischen Einfluss des Zahlwortsystems auf das Erlernen von Zahlenverarbeitung und Rechnen untersucht. Da auch regionale Daten wesentlich zur Aufklärung von Forschungslücken beitragen können, arbeite ich auch auf diesem Gebiet, wie etwa mit der Tiroler Prävalenzstudie zur Erfassung von Leistungs- und Verhaltensauffälligkeiten, die im Auftrag des Landes Tirol durchgeführt wurde.“

Publikationen (Auswahl)
Kraut, C., & Pixner, S. (2022). Language does arithmetic: linguistic differences in children’s place-value processing, Psychological Research, doi: 10.1007/s00426-022-01653-3 IF: 1.881
Kreilinger, I. L., Moeller, K., & Pixner, S. (2021). Mental simulation and its influence on finger-based numerical representations. Trends in Neuroscience and Education, 25, doi: 10.1016/j.tine.2021.100167 IF: 3.63
Dresen, V., Moeller, K., & Pixner, S. (2021). Association between language and early numerical development – The case of quantifiers. European Journal of Developmental Psychology, doi: 10.1080/17405629.2021.1916463 IF: 1.807
 

Sprachwissenschaftlerin Mag. Dr. Kerstin Walz, MA
Kerstin Walz, Dozentin und angewandte Sprachwissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Tirol, leistete in ihrer vor kurzem abgeschlossenen Dissertation einen wichtigen Beitrag im Bereich der Mehrsprachigkeit, Interkulturalität und Inklusion. Ihre Arbeit bietet neue Einblicke in die komplexen und dynamischen Prozesse der Sprachverwendung und Sprachwahl bei Schulkindern und stellt eine signifikante Abkehr von traditionellen Forschungsansätzen dar, die auf Ein- und Zweisprachigkeit fokussieren. Ihre Dissertation macht deutlich, dass Mehrsprachigkeit als dynamischer Prozess verstanden werden muss, der durch eine Vielzahl individueller und gesellschaftlicher Faktoren beeinflusst wird. Darüber hinaus macht die Arbeit von Kerstin Walz auf die Limitationen herkömmlicher statistischer Methoden in der Mehrsprachigkeitsforschung aufmerksam und unterstreicht die Notwendigkeit methodologischer Innovationen, um die komplexe Wechselwirkung zwischen Sprachen, soziokulturellen Einflüssen und individuellen Präferenzen zu verstehen. Die Forschungsergebnisse von Walz liefern damit nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die akademische Diskussion, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Praxis, einschließlich der Gestaltung von Sprachunterricht und der Entwicklung von Sprachkompetenztests. Ihre Arbeit zeigt einen zukunftsorientierten Weg in der Mehrsprachigkeitsforschung auf und betont die Bedeutung eines systemischen Ansatzes, der die Komplexität und Dynamik des Sprachgebrauchs in multilingualen Kontexten anerkennt.

Sprachwissenschaftlerin Mag. Dr. Kerstin Walz, MA: „In meiner Dissertation konnte ich zeigen, dass Mehrsprachigkeit weit über das Beherrschen mehrerer Sprachen hinaus geht und tief in soziokulturellen Kontexten verwurzelt ist. Dies zu erfassen, ist mit traditionellen Ansätzen zur Klassifizierung von Sprachgebrauch und Sprachwahl oft nicht möglich, weshalb ich es für essenziell betrachte, Methoden und Perspektiven zu erweitern. Damit kann es gelingen, die tatsächlichen sprachlichen Landschaften angemessen zu verstehen und abzubilden. So konnte in meiner Dissertation u.a. mit der Einführung einer neuen Variablen ein entscheidender Schritt gesetzt werden, um die individuellen und oft dynamischen Muster der Sprachnutzung bei Schüler:innen zu erfassen. Damit kann ein präziseres Bild von der Vielschichtigkeit der Mehrsprachigkeit gezeichnet werden. Diese Erkenntnisse fordern auf, bestehende Bildungspraktiken zu überdenken und Strategien zu entwickeln, die die sprachliche Vielfalt und die dynamischen Sprachpräferenzen von Schüler:innen besser unterstützen.”

Walz, K. (2023). The Dynamics of Language Use and Choice: A Critical Approach Based on a Meso-Level Study on Mono-, Bi-, and Multilingual School Children’s Language Use and Choice in the Urban Area of Innsbruck/Tyrol [Dissertation]. Universität Innsbruck.
 

Forschung an der PH Tirol
Die Forschung an der PHT zeichnet sich durch einen direkten Bezug zum Berufsfeld der Lehrenden von Bildungseinrichtungen und ihren Fokus auf den Theorie-Praxis-Bezug aus. Sie deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter Fachdidaktik, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Professionsforschung, Elementarpädagogik sowie Grundschulforschung und Querschnitte.
Diese vielfältigen Forschungsschwerpunkte tragen wesentlich zur Professionalisierung von Lehrpersonen und Leitungspersonen bei, unterstützen Schulentwicklungsprozesse und fördern einen lebendigen Dialog zwischen Wissenschaft und Schulpraxis, immer mit dem Ziel, die Qualität der Lehrer:innenbildung nachhaltig zu verbessern.
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